23.11.2022, 21:39 - Wörter:
„Ich, ich möchte… ich möchte…“, stotterte die Kundin vor mir. Ich verkniff mir nur mit größter Mühe ein Augenrollen. Man könnte meinen, wenn man schon einen Dämonen heraufbeschwörte, dann sollte man auch wissen, was man eigentlich genau wollte. Aber gut, dass gab mir die Zeit, sie einmal genauer zu mustern. Nach den heutigen Standards war sie vermutlich einigermaßen hübsch, mit ihrem langen, rabenschwarzen Haar und ihren grünen Augen, aber ich machte mir nicht wirklich was aus ihr.
War sie vielleicht krank? Äußerlich konnte man nichts erkennen, aber das sagte ja nichts. Oder ging es um einen Verwandten? Waren es vielleicht egoistischere Gründe, wie reich zu sein?
Hoffentlich nicht! Letztens hatte ich tatsächlich einen Anwalt, der nur in so verschlungenen Sätzen geredet hatte, dass ich ihn überhaupt nicht über den Tisch ziehen konnte! Mein Vorgesetzter war gar nicht erfreut gewesen.
Endlich hob sie den Kopf und schien sich zu sammeln. „Ich möchte, dass Sarah Lelprecht leidet!“, verkündete sie mit fester Stimme. Beeindruckt hob ich meine rechte Augenbraue. Aus Rache einen Dämonen zu rufen, passierte seltener, als es nach der landläufigen Meinungen eigentlich sollte. „Wie soll sie denn leiden?“, fragte ich, mit einem leicht freudigen Unterton in der Stimme. In ihren Augen zuckte etwas, doch sie blieb ruhig stehen. Kein Vergleich zu der Frau, die noch vor zwei Minuten vor mir gestanden hatte. „Sie soll sieben Mal so stark leiden, wie ich gelitten habe“, schleuderte sie mir hasserfüllt entgegen. Oh, da kannte jemand die Geschichte von Kain. Diese Sarah Lelprecht sollte wohl froh sein, dass sie nicht die seines Sohnes gelesen hatte.
Aber gut, das war leicht zu arrangieren. Ich zog einen Vertrag aus der Brusttasche meines Mantels und schrieb schnell die gewünschten Details darauf. „Wenn Sie noch hier unterschreiben würden“, meinte ich und hielt ihr das Blatt hin. Ich hatte es ihr recht leicht gemacht. Es waren nur eine versteckte Falle darin, nämlich dass die Dämonen all das, was Sarah Lelprecht angetan wurde, auch bei ihr ausprobieren durften.
Die Kundin aber las sich den Vertrag nicht einmal durch, sondern setzte nur schwungvoll ihren Namen darunter. Ich verschwand mit einem versteckten Lächeln auf den Lippen und machte mich noch in derselben Nacht auf die Suche nach Sarah Lelprecht.
Zehn Jahre später stand ich vor einer heruntergekommenen Bar. Mein Höllenhund saß zu meinen Füßen, während ich die letzten Sekunden zu Mitternacht zählte. Bald würde ich ihn loslassen und dann wäre der Vertrag endlich von beiden Seiten aus erfüllt. Ob sie es wohl schon bereute, den Vertrag mit mir geschlossen zu haben? Vermutlich ja, bedachte man, vor welchem Ort ich stand.
Tick, tack, tick, tack. Meine Armbanduhr ging exakt richtig, dass wusste ich. Pünktlichkeit war schließlich eine der sehr wenigen Tugenden, die selbst in der Hölle eingehalten werden mussten. Jedenfalls wenn es darum ging, eine Seele abzuholen.
Wieder sah ich auf die Ziffern. Noch zehn Sekunden und ich spürte, wie mein Hund zu meinen Füßen unruhig wurde. Kurz tätschelte ich seinen Kopf, dann beugte ich mich zu ihm und hielt ihm den Vertrag unter sein Maul. Er sog einmal tief den Geruch ein, dann sprang er auf und sauste davon. Und ich stand einfach nur da, im Schatten der Eiche neben mir und lächelnd auf die, mir versprochene, Seele wartend.
War sie vielleicht krank? Äußerlich konnte man nichts erkennen, aber das sagte ja nichts. Oder ging es um einen Verwandten? Waren es vielleicht egoistischere Gründe, wie reich zu sein?
Hoffentlich nicht! Letztens hatte ich tatsächlich einen Anwalt, der nur in so verschlungenen Sätzen geredet hatte, dass ich ihn überhaupt nicht über den Tisch ziehen konnte! Mein Vorgesetzter war gar nicht erfreut gewesen.
Endlich hob sie den Kopf und schien sich zu sammeln. „Ich möchte, dass Sarah Lelprecht leidet!“, verkündete sie mit fester Stimme. Beeindruckt hob ich meine rechte Augenbraue. Aus Rache einen Dämonen zu rufen, passierte seltener, als es nach der landläufigen Meinungen eigentlich sollte. „Wie soll sie denn leiden?“, fragte ich, mit einem leicht freudigen Unterton in der Stimme. In ihren Augen zuckte etwas, doch sie blieb ruhig stehen. Kein Vergleich zu der Frau, die noch vor zwei Minuten vor mir gestanden hatte. „Sie soll sieben Mal so stark leiden, wie ich gelitten habe“, schleuderte sie mir hasserfüllt entgegen. Oh, da kannte jemand die Geschichte von Kain. Diese Sarah Lelprecht sollte wohl froh sein, dass sie nicht die seines Sohnes gelesen hatte.
Aber gut, das war leicht zu arrangieren. Ich zog einen Vertrag aus der Brusttasche meines Mantels und schrieb schnell die gewünschten Details darauf. „Wenn Sie noch hier unterschreiben würden“, meinte ich und hielt ihr das Blatt hin. Ich hatte es ihr recht leicht gemacht. Es waren nur eine versteckte Falle darin, nämlich dass die Dämonen all das, was Sarah Lelprecht angetan wurde, auch bei ihr ausprobieren durften.
Die Kundin aber las sich den Vertrag nicht einmal durch, sondern setzte nur schwungvoll ihren Namen darunter. Ich verschwand mit einem versteckten Lächeln auf den Lippen und machte mich noch in derselben Nacht auf die Suche nach Sarah Lelprecht.
Zehn Jahre später stand ich vor einer heruntergekommenen Bar. Mein Höllenhund saß zu meinen Füßen, während ich die letzten Sekunden zu Mitternacht zählte. Bald würde ich ihn loslassen und dann wäre der Vertrag endlich von beiden Seiten aus erfüllt. Ob sie es wohl schon bereute, den Vertrag mit mir geschlossen zu haben? Vermutlich ja, bedachte man, vor welchem Ort ich stand.
Tick, tack, tick, tack. Meine Armbanduhr ging exakt richtig, dass wusste ich. Pünktlichkeit war schließlich eine der sehr wenigen Tugenden, die selbst in der Hölle eingehalten werden mussten. Jedenfalls wenn es darum ging, eine Seele abzuholen.
Wieder sah ich auf die Ziffern. Noch zehn Sekunden und ich spürte, wie mein Hund zu meinen Füßen unruhig wurde. Kurz tätschelte ich seinen Kopf, dann beugte ich mich zu ihm und hielt ihm den Vertrag unter sein Maul. Er sog einmal tief den Geruch ein, dann sprang er auf und sauste davon. Und ich stand einfach nur da, im Schatten der Eiche neben mir und lächelnd auf die, mir versprochene, Seele wartend.