The Demon Behind You

Full Version: Schreibprobe Natalie
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Er hat mich betrogen.

Krampfhaft atmete ich ein paar mal ein und aus und versuchte, meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen. Das Handy, das mir nicht gehörte, war mir aus der Hand gerutscht und mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufgekommen. Ob es dabei beschädigt worden war oder nicht, war mir völlig egal, denn alles was im Augenblick zählte, waren die Nachrichten, die ich darauf gefunden hatte. Das Blut rauschte noch immer in meinen Ohren und aus dem Spiegel, der an der Wand hing, starrte mich eine Person an, die fremd wirkte. Ihre Augen waren riesengroß und verquollen, während sich auf den blassen Wangen rote Flecken abzeichneten. Ich konnte kaum glauben, dass diese gebrochene Frau wirklich mein Spiegelbild darstellte und doch war es nicht zu leugnen. Ich war am Ende meiner Kräfte und es war mir anzusehen.

Der Grund dafür, lag nur wenige Meter von mir entfernt und schlief ruhig, doch an Schlaf war für mich nicht zu denken. Bereits seit Wochen hatte ich eine Veränderung an meinem Mann bemerkt; hatte bemerkt, dass er sich immer weiter von mir entfernt hatte, keine Zeit mehr mit mir und unserem Sohn verbringen wollte und immer häufiger nachts nicht nach Hause kam. Anfangs hatte ich versucht mir einzureden, dass ihn die Situation mit einem Baby überforderte. Vielleicht sogar, dass er mich nicht mehr attraktiv fand. Doch damit, was ich an diesem Abend herausgefunden hatte, hatte ich in keinster Weise gerechnet. Um ehrlich zu sein, hatte ich es nicht einmal geplant und doch hatte ich blitzschnell nach seinem Telefon gegriffen, als es unbeaufsichtigt auf der Kommode lag. Lange hatte ich nicht suchen müssen, denn bereits die ersten Nachrichten waren offensichtlich von einer Frau. Mehr noch - sie waren von einer Frau, mit der er allem Anschein nach sehr vertraut war. Wieder und wieder hatte ich den Verlauf der beiden gelesen. War auf der Suche nach dem Fehler in dieser Gleichung gewesen und hatte die Hoffnung gehabt, dass ich mich irrte. Doch egal, wie ich es drehte und wendete: das Ergebnis blieb das Selbe. Er hatte eine Affäre.

Obwohl mich der Schmerz, der mich in diesem Moment durchbohrte, beinahe auffraß, zwang ich mich dazu, mich auf etwas wichtigeres zu fokussieren. Meinen Sohn. Unseren Sohn. Langsam ging ich auf die angelehnte Tür zu und warf einen Blick hinein. Er schlief seelenruhig in seinem Bettchen und trotz der Tränen schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Dieses wundervolle Wesen hatte das einsame Leben, das wir im Augenblick führten nicht verdient. Wir beide hatten es nicht verdient. Und genauso schnell, wie mich die Enttäuschung vor wenigen Minuten getroffen hatte, traf ich eine Entscheidung.