09.07.2023, 22:07
Drei Tage. Seit drei Tagen war er nun schon verschwunden und seit drei Tagen irrte ich durch die Stadt wie eine Irre und drehte jeden Stein um, den ich finden konnte. Und seit drei Tagen hatte ich nicht das kleinste Lebenszeichen von ihm gefunden. Ja, ich hatte dieses Buch, aber schlauer hatte es mich nicht gemacht, da ich kaum ein Wort verstand, was darin geschrieben stand. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es vielleicht jemand anderes konnte. Bekannte oder Arbeitskollegen meines Vaters. Irgendjemand, mit dem er vielleicht darüber gesprochen hatte. Doch jedes Mal, wenn ich es aufschlug, schien man mich eher für verrückt zu halten. Es war, als würde ich mich im Kreis drehen.
Allmählich gingen mir die Alternativen und der Rest des Tageslichts aus. So viel Hoffnung ich aber auch in meine letzte Anlaufstelle gesteckt hatte, kaum war ich dort angekommen, war diese im Keim erstickt worden.
"Tut mir leid, Rose, dein Vater war schon seit einer Woche nicht mehr hier", beharrte Henry, auch nach der dritten Nachfrage. Am liebsten hätte ich gegen den kleinen Tisch mit den Flyern getreten, der neben der Theke stand. Inzwischen stand ich am Rande der Verzweiflung. Den ganzen Tag hatte ich damit verbracht, alle erdenklichen Orte abzuklappern, an denen sich mein Vater aufhalten könnte. Doch die einzige Information, an die ich gekommen war, war dass mein Vater bereits die ganze Woche nicht mehr in seinem Büro erschienen war. Das hatte die Situation alles andere als verbessert. Henry war der Inhaber seiner Stammbar, sowie des Motels gleich nebenan. Er kannte mich schon seit meiner Collegezeit, bevor ich die Stadt für ein anderes Studium verlassen hatte. Und er war einer der wenigen gewesen, die noch da gewesen waren, als ich zurückgekommen war. Er war meine letzte Anlaufstelle gewesen. Und auch seine Spur führte ins Nichts.
Ich griff also doch wieder in meine Tasche und legte das Notizbuch auf den Tresen, um Henry das Symbol auf der ersten Seite zu zeigen. Dieses dämliche Buch war der einzige Hinweis, den ich hatte. Wenn es überhaupt einer war. "Hast du das hier schonmal gesehen?", fragte ich ihn. "Hat er irgendwann mal darüber gesprochen?"
Henry runzelte irritiert die Stirn, nur um dann wieder den Kopf zu schütteln. "Es tut mir wirklich leid. Aber ich kann mich bei dir melden, falls ich ihn sehe", bot er mir an. Gefrustet steckte ich das Buch wieder ein und schüttelte den Kopf. "Ja...danke", murmelte ich und verließ das Motel mit einem kurzen Wort des Abschieds wieder. Mehr Anlaufstellen hatte ich nicht. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich für heute auf den Rückweg zu machen.
Zu Hause angekommen, ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und hing meine Jacke zurück an die Garderobe. Ich fuhr mir durch die Haare und lehnte seufzend den Kopf gegen den Türrahmen. "Wo bist du nur, Dad...", murmelte ich leise, wohl wissend, dass ich keine Antwort bekommen würde. Einen Augenblick war ich versucht, nach meinem Handy zu greifen, ihn noch einmal anzurufen. Aber das hatte ich über den Tag hinweg schon tausende Male versucht. Er war nicht erreichbar, niemand hatte ihn gesehen oder mit ihm gesprochen. Es war zwecklos.
Erschöpft und gefrustet lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür und ließ mich zu Boden sinken. Ich rieb mir übers Gesicht, ehe mein Blick meine Tasche streifte, die auf dem Schuhschrank lag. Eigentlich hatte ich das Bedürfnis, zu schreien und dieses Notizbuch gegen die Wand zu werfen. Trotzdem tat ich es nicht, sondern streckte meine Hand danach aus, um es aus der Tasche zu ziehen. Ich legte es auf meine Knie und strich gedankenverloren mit dem Finger über den ledernen Einband. Ich hasste dieses verdammte Ding, so albern es auch war. Aber es war das einzige, was mir von ihm geblieben war. Ich seufzte und schloss meine Hände fest darum, während ich meinen Kopf in den Nacken legte. "Ich finde dich, Dad...", murmelte ich. "Ich versprech's..."
Allmählich gingen mir die Alternativen und der Rest des Tageslichts aus. So viel Hoffnung ich aber auch in meine letzte Anlaufstelle gesteckt hatte, kaum war ich dort angekommen, war diese im Keim erstickt worden.
"Tut mir leid, Rose, dein Vater war schon seit einer Woche nicht mehr hier", beharrte Henry, auch nach der dritten Nachfrage. Am liebsten hätte ich gegen den kleinen Tisch mit den Flyern getreten, der neben der Theke stand. Inzwischen stand ich am Rande der Verzweiflung. Den ganzen Tag hatte ich damit verbracht, alle erdenklichen Orte abzuklappern, an denen sich mein Vater aufhalten könnte. Doch die einzige Information, an die ich gekommen war, war dass mein Vater bereits die ganze Woche nicht mehr in seinem Büro erschienen war. Das hatte die Situation alles andere als verbessert. Henry war der Inhaber seiner Stammbar, sowie des Motels gleich nebenan. Er kannte mich schon seit meiner Collegezeit, bevor ich die Stadt für ein anderes Studium verlassen hatte. Und er war einer der wenigen gewesen, die noch da gewesen waren, als ich zurückgekommen war. Er war meine letzte Anlaufstelle gewesen. Und auch seine Spur führte ins Nichts.
Ich griff also doch wieder in meine Tasche und legte das Notizbuch auf den Tresen, um Henry das Symbol auf der ersten Seite zu zeigen. Dieses dämliche Buch war der einzige Hinweis, den ich hatte. Wenn es überhaupt einer war. "Hast du das hier schonmal gesehen?", fragte ich ihn. "Hat er irgendwann mal darüber gesprochen?"
Henry runzelte irritiert die Stirn, nur um dann wieder den Kopf zu schütteln. "Es tut mir wirklich leid. Aber ich kann mich bei dir melden, falls ich ihn sehe", bot er mir an. Gefrustet steckte ich das Buch wieder ein und schüttelte den Kopf. "Ja...danke", murmelte ich und verließ das Motel mit einem kurzen Wort des Abschieds wieder. Mehr Anlaufstellen hatte ich nicht. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich für heute auf den Rückweg zu machen.
Zu Hause angekommen, ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und hing meine Jacke zurück an die Garderobe. Ich fuhr mir durch die Haare und lehnte seufzend den Kopf gegen den Türrahmen. "Wo bist du nur, Dad...", murmelte ich leise, wohl wissend, dass ich keine Antwort bekommen würde. Einen Augenblick war ich versucht, nach meinem Handy zu greifen, ihn noch einmal anzurufen. Aber das hatte ich über den Tag hinweg schon tausende Male versucht. Er war nicht erreichbar, niemand hatte ihn gesehen oder mit ihm gesprochen. Es war zwecklos.
Erschöpft und gefrustet lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür und ließ mich zu Boden sinken. Ich rieb mir übers Gesicht, ehe mein Blick meine Tasche streifte, die auf dem Schuhschrank lag. Eigentlich hatte ich das Bedürfnis, zu schreien und dieses Notizbuch gegen die Wand zu werfen. Trotzdem tat ich es nicht, sondern streckte meine Hand danach aus, um es aus der Tasche zu ziehen. Ich legte es auf meine Knie und strich gedankenverloren mit dem Finger über den ledernen Einband. Ich hasste dieses verdammte Ding, so albern es auch war. Aber es war das einzige, was mir von ihm geblieben war. Ich seufzte und schloss meine Hände fest darum, während ich meinen Kopf in den Nacken legte. "Ich finde dich, Dad...", murmelte ich. "Ich versprech's..."